🧠 Muster machen Musik sichtbar – die Orientierung auf dem Griffbrett ist keine Frage des Talents, sondern des Sehens.
Wenn du die Muster der Stufenakkorde verstehst, kannst du dich auf Bass und Gitarre frei bewegen – unabhängig von Tonart oder Stil.
Es geht nicht darum, alles zu wissen, sondern die richtigen Wege zu erkennen. Die Lösung liegt in der Navigation über die Stufenakkorde einer Tonart – also die Akkorde, die natürlich aus einer Tonleiter entstehen – und einfachen für alle Tonarten immer wieder gleichen geometrischen Mustern.
🎯 Orientierung statt Zufall
Orientierung auf dem Griffbrett – wie du die Stufenakkorde einer Tonart findest (Bass & Gitarre im Vergleich). Wer das Griffbrett auf Bass oder Gitarre wirklich versteht, kann frei spielen – egal ob Improvisation, Songwriting oder Jammen. Doch viele Bassisten und Gitarristen tappen anfangs sprichwörtlich im Dunkeln: Sie kennen zwar einzelne Licks, Skalen oder Akkordgriffe, aber sehen nicht, wie alles zusammenhängt. Obwohl ich es versucht habe, systematisch zu lernen, habe ich viel Zeit dafür gebraucht, weil ich die Griffmuster immer und immer wieder zusammensuchen musste. Daher empfehle ich heute gleich mit diesem Thema anzufangen, damit man eine gute Basis hat mit anderen zusammen in einer Band oder bei einer Session spielen zu können und sich dabei grundlegend auf dem Instrument ausdrücken zu können.
🎼 1. Was sind Stufenakkorde überhaupt?
Nehmen wir als Beispiel die Tonart C-Dur.
Ihre Tonleiter lautet:
C – D – E – F – G – A – B – C
Wenn du über jede dieser Stufen einen Dreiklang aufbaust (Grundton – Terz – Quinte), entstehen die sogenannten Stufenakkorde:
Stufe | Akkord | Typ |
---|---|---|
I | C | Dur |
II | Dm | Moll |
III | Em | Moll |
IV | F | Dur |
V | G | Dur |
VI | Am | Moll |
VII | B° | vermindert |
Diese sieben Akkorde sind das harmonische Fundament jeder Tonart – egal ob Pop, Funk oder Jazz. Gewürzt wird der Akkord dann noch mit der Stufe VII zum Beispiel in der Stilrichtung Jazz. Alle anderen Töne komplexer Akkorde sind einfach Wiederholungen dieser oben genannten Töne in anderen Oktaven.
🧭 2. Orientierung auf dem Griffbrett – das Prinzip der Muster
Sowohl Bass als auch Gitarre folgen demselben Aufbau in Quarten (meist E–A–D–G), nur dass die Gitarre eine zusätzliche B-Saite hat, die das Muster leicht verschiebt.
Das bedeutet:
Wenn du ein Muster auf einer Saite lernst, kannst du es auf andere Saiten verschieben – die Tonabstände bleiben gleich.
Beispiel (für Dur-Tonleitern):
Wenn du auf der A-Saite mit dem Grundton C (3. Bund) beginnst, findest du die Stufenakkorde so:
- I (C) – 3. Bund A-Saite. Dieser Grundton wird meist direkt auf der 1 eines Taktes gespielt und hilft dem Zuhörer den Akkord zu hören bzw. zu fühlen.
- iii (e) – 2. Bund D-Saite. Die Terz bestimmt, ob der Stufenakkord / Dreiklang Dur (große Terz) oder moll (kleine Terz) ist und damit, wie sich der Akkord anhört und anfühlt. Für die Akkordfolge des Songs und die Bildung von Melodien ist dieser Ton zusammen mit dem siebten Ton der Tonleiter sehr wichtig. Der Unterschied besteht in der Anzahl der Halbtöne = Bünde, die zwischen den beiden Tönen einer Terz liegen.
- IV (F) – 1 Saite höher, 3. Bund D-Saite. Beim sogenannten Walking Bass (Jazz) kann man den Akkord auf der 1 eines Taktes auch hier beginnen und erst später „auflösen“ also den Grundton I (C) spielen.
- V (G) – 1 Saite höher, 5. Bund D-Saite oder viel lieber die tiefe V (G), 3. Bund E-Seite
- vii (international b = deutsch b) – 2 Saiten höher, 4. Bund G-Saite oder viel lieber die tiefe VII (B = H) im 2. Bund A-Saite.
→ Diese drei Töne bilden das Herzstück fast jeder Basslinie. Die Terz spielt ein Bass selten, vor allem wenn es eine Gesangsmelodie gibt, um der Stimme gezielt aus dem Weg zu gehen und ihr Raum zu geben. Die VII wird vom Bass verwendet, um dem Akkord besser zu beschreiben und seine Dur- oder Moll-Farbe zu geben.
🎸 3. Der Unterschied zwischen Bass und Gitarre
Bass:
- Du spielst meist eine Note pro Akkord, also den Grundton und weitere Töne des Akkords nacheinander.
- Wichtig ist das lineare Denken – also wie die Stufen in einer Linie oder Diagonale auf dem Griffbrett liegen.
- Bassisten arbeiten mit Bewegungsmustern: Tonleiterlinien, Quarten, Quinten, Oktaven.
- Ziel: Verbindung der Akkorde durch fließende Übergänge (Voice Leading, Walking Bass etc.).
Gitarre:
- Du spielst mehrere Töne gleichzeitig, also Akkorde.
- Hier zählen visuelle Formen (Shapes) – Dur-, Moll-, Barré-, Powerchords.
- Durch die abweichende Stimmung zwischen G- und B-Saite verschiebt sich das Muster leicht.
- Ziel: Harmonische Begleitung und klangliche Dichte.
Ein Gitarrist denkt in Griffbildern für Akkorde, ein Bassist denkt in Wegen um einzelne Töne eines Akkords als sogenanntes Arpeggio einzelnen nacheinander zu spielen.
🧩 4. Einfache Muster zum Merken
Beginnen wir mit einer Dur-Tonleiter und ihren Stufenakkorden, die wir als Dreiklänge bilden. Zusätzlich habe ich immer die Septime markiert, da sie genauso wie die Terz genutzt werden kann, um einen Akkord als Dur- oder moll-Akkord zu kennzeichenen. Natürlich gibt es noch viel mehr Tonleitern, mit anderen jeweils charakteristischen Abständen zwischen den Tönen der Tonleiter. Damit verändert sich zum Beispiel die Reihenfolge von Dur- und moll-Akkorden innerhalb der Stufen, das Prinzip, auf jedem Ton einen Stufen-Akkord zu bilden bleibt aber Grundsätzlich gleich. (Dazu folgt vielleicht später oder an anderer Stelle mehr.)
Für Bass:
- Quintabstand = zwei Bünde höher, eine Saite höher oder gleicher Bund eine Saite tiefer
- Oktave = zwei Bünde höher, zwei Saiten höher
Erster Schritt zur Orientierung auf dem Griffbrett
Der grüne Punkt I liegt auf dem dritten Bund und ist der Ton g. Das g ist der Grundton oder englisch Root (R) des Akkords G-Dur. Wie der sich auf der Gitarre oder Bass bilden lässt, zeige ich gleich. Die anderen grünen Punkte zeigen, wo die Töne einer Dur-Tonleiter liegen, die bei G startet. Wenn ich einen Großbuchstagen verwende, dann ist es der Grundton eine Dur-Akkords, ein Kleinbuchstabe kennzeichnet den Grundton eines moll-Akkords.
Die weiteren Töne findest du anhand der einfachen Griffmuster im folgenden Bild. Wenn du mehr über die Bezeichnung der einzelnen Punkte erfahren möchtest, lies bitte weiter. Sie werden im Abschnitt für die Gitarre unten näher beschrieben. Das ist auch für Bassisten spannend, damit sie die Denk- und Spielweise eines Gitarristen besser verstehen und umgekehrt.

Für Gitarre:
- Die „CAGED“-Methode zeigt, wie du jede Tonart über das ganze Griffbrett verschieben kannst.
C–A–G–E–D sind die 5 Grundakkord-Formen, die du in jeder Tonart spielen kannst. - Beispiel: Spielst du das C-Dur-Shape zwei Bünde höher, bekommst du D-Dur.
Erster Schritt zur Orientierung auf dem Griffbrett
Der grüne Punkt I liegt auf dem dritten Bund und ist der Ton g. Das g ist der Grundton oder englisch Root (R) des Akkords G-Dur. Wie der sich auf der Gitarre oder Bass bilden lässt, zeige ich gleich. Die anderen grünen Punkte zeigen, wo die Töne einer Dur-Tonleiter liegen, die bei G startet. Wenn ich einen Großbuchstagen verwende, dann ist es der Grundton eine Dur-Akkords, ein Kleinbuchstabe kennzeichnet den Grundton eines moll-Akkords.

Das erste Muster für einen Akkord
Nun bilden wir für das mit I markierte g auf der G-Dur Tonleiter den passenden Akkord. Das g ist der Grundton oder englisch Root (R) des Akkords G-Dur der zugrunde liegenden G-Dur–Tonleiter. Wie der sich auf der Gitarre bilden lässt, zeige ich hier. Der Ton g wiederholt sich auf dem Griffbrett mehrfach. In der Nähe des Grundtons R befinden sich zwei g in jeweils einer höheren Oktave, die wiederum mit R markiert sind. Die Terz – mit 3 markiert – gibt dem Akkord die Klangfarbe Dur oder moll. Dur-Akkorde enthalten eine sogenannte große Terz (3), moll-Akkorde eine kleine Terz (b3). Die kleine Terz ist einen Halbton näher am Grundton, das sehen wir im nächsten Beispiel.

Das Griffmuster verändert sich
Nun bilden wir für das mit ii markierte a auf der G-Dur Tonleiter den passenden Akkord. Das a ist der Grundton oder englisch Root (R) des Akkords a-moll der zugrunde liegenden G-Dur–Tonleiter. (Der Ton a wiederholt sich auf dem Griffbrett mehrfach. In der Nähe des Grundtons R befinden sich zwei a in jeweils einer höheren Oktave, die wiederum mit R markiert sind.) Die Terz – mit b3 markiert – gibt dem Akkord die Klangfarbe Dur oder moll. moll-Akkorde enthalten eine kleine Terz (b3). Die kleine Terz ist einen Halbton näher am Grundton.

Das Griffmuster wiederholt sich
Nun bilden wir für das mit iii markierte h (engl. B) auf der G-Dur Tonleiter den passenden Akkord. Das h ist der Grundton oder englisch Root (R) des Akkords h-moll der zugrunde liegenden G-Dur–Tonleiter. Das Muster sieht genauso aus, wie das für a-moll. Es ist ein Beispiel dafür. Dass man die Muster für Akkorde auf der E-Saite für jeden Grundton immer wieder gleich verwenden und entsprechend Dur- oder Moll-Akkorde bilden kann.

Nun wechseln wir auf die A-Saite
Nun bilden wir für das mit IV markierte c auf der G-Dur Tonleiter den passenden Akkord. Das c liegt auf der A-Saite und ist der Grundton oder englisch Root (R) des Akkords C-Dur der zugrunde liegenden
G-Dur–Tonleiter. Das Muster verändert sich durch die Lage auf der A-Saite. Die E-Saite wird für diesen Akkord nicht verwendet und bleibt stumm.

Das Muster wiederholt sich
Nun bilden wir für das mit V markierte d auf der G-Dur Tonleiter den passenden Akkord. Das d liegt auf der A-Saite und ist der Grundton oder englisch Root (R) des Akkords D-Dur der zugrunde liegenden G-Dur–Tonleiter. Das Muster sieht genauso aus, wie das für
C-Dur. Es ist ein Beispiel dafür. Dass man die Muster für Akkorde auf der A-Saite für jeden Grundton immer wieder gleich verwenden und entsprechend Dur- oder Moll-Akkorde bilden kann.

Das vierte Muster für Gitarre
Nun bilden wir für das mit vi markierte e auf der G-Dur Tonleiter den passenden Akkord. Das e liegt auf der A-Saite und ist der Grundton oder englisch Root (R) des Akkords e-moll der zugrunde liegenden G-Dur–Tonleiter. Das ist das vierte Muster für Gitarre und kann für Moll-Akkorde verwendet werden, die den Grundton auf der A-Saite haben. Es ist ein weiteres Beispiel dafür. Dass man die Muster für Akkorde auf der A-Saite für jeden Grundton immer wieder gleich verwenden und entsprechend Dur- oder Moll-Akkorde bilden kann.

Für alle Töne der Tonleiter lässt sich ein passender Dur- oder Moll-Akkord bilden
Die Akkorde findest du anhand der einfachen Griffmuster im folgenden Bild. Je nachdem, wie der Akkord klingen soll kannst du statt des markierten Grundton „R“ in der Oktave auch die VII spielen und damit eine andere Klangfarbe wählen. Das wird bei Stilen wie Jazz häufig gemacht. In der folgenden Abbildung findest du alle Töne eines Akkords über alle Saiten der Gitarre. Es hängt natürlicher immer von deiner Übung und deiner Fingerfertigkeit ab, ich glaube aber, dass es vielen Gitarristen schwer fällt das gesamte Muster zu greifen. Es gibt ein fünftes Griffmuster für verminderte Akkorde auf der Stufe VII – sie enthalten eine kleine Quinte. Beide Varianten für E- und A-Saite habe ich hier dargestellt. Dieser spezielle Akkord wird in verschiedenen musikalischen Stilrichtungen seltener verwendet.

Zu Ende gedacht
Die Muster lassen sich auf der E- und A-Saite verschieben. Das heisst natürlich auch, dass sich die Akkorde auf der A-Saite mit den passenden Mustern auf der E-Saite spielen lassen (und umgekehrt). Ich habe in der folgenden Darstellung diese Alternative zumindest auf der E-Saite dargestellt.

💡 5. Warum es sich lohnt, beide Sichtweisen zu kombinieren
Wenn du als Bassist verstehst, wie der Gitarrist seine Akkorde aufbaut, kannst du harmonisch gezielter begleiten – statt nur „nach Gehör“.
Wenn du als Gitarrist den Bass verstehst, erkennst du, welche Basstöne deine Akkorde tragen – und warum manche Akkordwechsel „fetter“ klingen als andere. Wenn du dich als Gitarrist darauf verlassen kannst, dass der Bassist den Grundton und die V (Quinte) spielt, kannst du sie in deinem Griffmustern der Akkorde schlicht und einfach weg lassen und viel simplere Muster greifen. In der Summer der Band entstehen dann für den Zuhörer alle Akkorde vollständig in seiner Wahrnehmung! In Abbildung unten findest du nun etwas reduzierte Griffmuster, mit denen du den gleichen Akkord mit drei oder vier zusammen klingenden Saiten erzeugen kannst und gleichzeitig Raum für den Bass nach unten öffnest.
👉 Beide Instrumente teilen dasselbe tonale System – sie erzählen nur zwei Seiten derselben Geschichte.

Möglichkeiten Bass, Gitarre oder Keys zu lernen
Neben persönlichem Unterricht bei einem guten Musiker gibt es eine Reihe von sehr guten Online-Angeboten.
Instrument lernen (in englischer Sprache)
- Bass – Scott’s Bass Lessons
- Gitarre – Justin Guitar
- Keys – Playground Sessions (Entwickelt unter anderem mit Quincy Jones, einem sehr bekannten Produzenten unter anderem von Michael Jackson)
- Musikproduktion – Thomas Foster (Alle gängigen Programme inkl. Ableton Live, das ich selbst verwende und sehr empfehlen kann.)